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Die sonnige Pfarre Dechantskirchen
Handeln
114. Das Zeitalter der g'flickten Hosen
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Letztes Update:
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Bei einer Versammlung vor 200 Pfarrgemeinderät*innen in Kaindorf im Jahre 2014 hat Herr Pfarrer Wolfgang Fank Vorschläge gemacht,
was man zur Rettung der Erde tun könne. Unter anderem hat er vorgeschlagen, Kleider aus Baumwolle zu sparen.
Denn Baumwolle ist gut für die Haut, aber schlecht für die Erde.
Denn die Baumwolle braucht von allen Nutzpflanzen die meisten Pestizide und verbraucht am zweitmeisten Wasser.
Nur der Reisanbau verbraucht noch mehr Wasser. Um eine Jean herzustellen braucht man 8.000 Liter Wasser.
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„Obwohl nur 2 ½ Prozent der weltweiten Anbaufläche zählt die Baumwolle zu den pestizidintensivsten Anbaukulturen der Erde.
11 Prozent aller weltweit angesetzten Pestizide und 25 Prozent aller Insektizide werden auf Baumwollfeldern aufgebracht.“
(hessnatur Biobaumwolle)
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Ein trauriges Beispiel der Umweltzerstörung durch Baumwollanbau ist der
Aralsee.
Ein See, fast so groß wie Österreich, ist zur Hälfte ausgetrocknet, weil seine Zuflüsse abgeleitet wurden – schon in der Sowjetzeit
und besonders intensiv seit dem Jahre 1964 – um große Baumwollplantagen zu bewässern. Und das wenige Wasser, das der Aralsee speichert, ist pestizidverseucht.
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© easyvoyage.de
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© de.nextews.com
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Städte und Dörfer, die früher an der Küsten lagen, sind heute 100 km weit im Landinneren.
Die ausgetrockneten Flächen sind salzhaltig und pestizidverseucht, und deshalb landwirtschaftlich unbrauchbar. Ein Gemisch aus Staub, Salz und Pestiziden werden durch starke Winde bis in die Wohngebiete verfrachtet.
Fast die ganze Fischerei ist zusammengebrochen.
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Ein anderes dramatisches Beispiel ist der sog.
„Selbstmordgürtel“ in Indien.
Dort leben mehr oder minder viele Kleinbauern, die Baumwolle anbauen. Die Pestizide und Insektizide kosten Geld. Durch Missernten – verstärkt durch den Klimawandel –
verschulden sich die Bauern. Viele nehmen sich aus Verzweiflung das Leben.
Der Standard vom 31. Juli 2017: „Wie in Indien Klima und Suizide zusammenhängen“
„Die Aussicht auf schlechte Ernte aufgrund von Hitze erhöht die Anzahl der Selbsttötungen, wie eine neue Studie zeigt (Berkeley/Wien). Mehr als drei Viertel aller Suizide weltweit
werden in Entwicklungsländern verübt, dennoch weiß man vergleichsweise wenig darüber, was die Ursachen für die Selbsttötungen in diesen Ländern sind. Besonders stark betroffen ist Indien, wo ein Fünftel aller Suizide stattfinden und sich die Raten seit 1980 verdoppelten.
Zurzeit sind es 130.000 Personen jährlich, die in Indien Selbstmord begehen, besonders hoch ist die Rate unter den Baumwollbauern.
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Seit 1995 haben sich nicht weniger als 300.000 Bauern und landwirtschaftliche Hilfskräfte getötet.
Vermutet wird ein Zusammenhang mit dem Klima und der Verschuldung der Bauern, womöglich noch verstärkt durch die Abhängigkeit von gentechnisch veränderter Baumwolle.“
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© SWR
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Was die Herstellung von Kleidung aus Baumwolle betrifft ist noch die unsoziale Entlohnung der Textilarbeiter*innen zu betonen. Für gerechte Entlohnung setzt sich unter anderen die Clean Clothes-Bewegung ein.
Der Transport durch Containerschiffe ist wiederum umweltschädigend. Die Containerschiffe fahren mit Schweröl, das um 3.000 Mal mehr Schwefel enthält als der Diesel.
Baumwollkleider, umweltschädigend, unsozial und wieder umweltschädigend.
Was tun? Umsteigen auf Kleider mit Kunstfaser? Diese Kleider aus Kunstfaser verursachen neue Umweltprobleme:
„Ich habe im Vorjahr das Umweltbundesamt mit einer Untersuchung darüber beauftragt, wie viel Mikroplastik aus einer Waschmaschine voll mit Kleidungsstücken aus Kunststoffasern ausgewaschen wird. Das Ergebnis:
Pro Waschgang werden 3.000 Fasern freigesetzt.
Hochgerechnet gelangen jährlich über
20 Tonnen
Mikroplastik-Fasern über Waschmaschinen in unser Kanalnetz. In den Kläranlagen wird das Plastik teilweise herausgefiltert, die Klärschlämme landen dann aber zum Teil auf unsren Felder. Der Rest des Mikroplastiks wird weiter gespült und landet in Flüssen und somit irgendwann im Meer.
Dort werden die kleinen Teilchen von Meereslebewesen mit Nahrung verwechselt, wandern auf diese Weise die Nahrungskette hinauf und landen am Ende in unseren Tellern.“
(Christiane Brunner, Nationalratsabgeordnete und Umweltsprecherin der Grünen, in der Furche vom 11./16. März 2017)
Es wird immer mehr!
Greenpeace in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt (18. Juni 2019):
„Rund 126 Tonnen Mikroplastik, umgerechnet etwa vier Millionen Plastikflaschen spülen wir jährlich mit unserer Kleidung in das Abwasser. Schuld daran ist die Fast-Fashion-Industrie, die einen Großteil der Kleidung aus billigen Plastikfasern produziert“, sagt Nunu Kaller, Expertin für Konsumfragen bei Greenpeace in Österreich.
Rund 60 Prozent der neu hergestellten Kleidung besteht bereits aus Kunstfaser. „Die Fast-Fashion-Industrie, die im Wochentakt neue Billig-Mode auf den Markt bringt, befeuert die Plastik-Krise. Für etwa ein Drittel des Mikroplastiks, das in unseren Meeren landet, sind Kunstfasern verantwortlich, die bei der Wäsche verloren gehen.“
(https://bit.ly/2EDfqFK)
Und was Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Instituts für Klimafolgenforschung in Potzdam, in einem Buch
„Selbstverbrennung“ auf Seite 35 schreibt, ist unglaublich:
„Gigantische Teppiche an Plastikmüll in unseren Ozeanen. Millionen Tonnen auf der Oberfläche kreisen, zerkleinern sich und sinken in den Meeresgrund oder werden an die Strände gespült. 70% sinkt auf die Meeresböden. Nach wissenschaftlichen Hochrechnungen liegen heute auf jedem Quadratmeter Meeresboden im Durchschnitt
110 Plastikteile.
Aber das ist längst nicht alles: Den Löwenanteil hat man erst in den Sedimenten der Tiefsee ausgemacht. Es sind diese auf meist 2 mm Länge und weniger als ⅒ mm Breite zerkleinerte Partikel,
darunter Kunstfasern wie Viskose und Polyester –
nach vorsichtiger Schätzung haben wir es mit mindestens
4 Milliarden solcher Plastikfasern pro m2
Tiefseesediment zu tun. Die Folgen sind verheerend… Vieles wird an die Strände geschwemmt,
wo Plastikpartikel in Sandproben bereits bis zu einem Viertel des Gesamtgewichtes
ausmachen. Wer der Zivilisation an den Traumstränden der Südsee entfliehen will, bettet seinen Körper auf Kunststoff.“
Bio-Baumwolle – eine gesunde Alternative, aber?
+ Im Bio-Anbau sind gentechnisch veränderte Pflanzen verboten.
+ Bio-Anbau braucht keine chemischen Pestizide.
+ Im Bio-Anbau sind chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel verboten.
+ Bio-Baumwolle braucht weniger Wasser.
+ Bio-Baumwolle kommt von Kleinbetrieben.
Jährlich werden 26 Millionen Tonnen Baumwolle erzeugt. Der Anteil von Bio-Baumwolle ist noch minimal, steigt aber langsam.
„Obwohl die globale Bio-Baumwollproduktion seit Jahren ansteigt – 2019/2020 um rund 4% gegenüber 2018/2019, – liegt der Anteil von Bio-Baumwolle an der weltweiten Baumwollproduktion noch immer bei unter einem Prozent.
Rund 50 Prozent dieser Bio-Baumwolle kommt aus Indien, jeweils etwa 12 Prozent aus China und Kirgisistan und knapp zehn Prozent aus der Türkei.“
(https://utopia.de/ratgeber/bio-baumwolle-fast-fashion-zara-hm-ca-nachhaltig/)
Es gibt viele Angebote im Internet!
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Das Zeitalter der „g'flickten Hose“
Womit soll man sich also kleiden? Kein kleines Problem, wahrscheinlich unlösbar.
Vorschläge:
+ Nicht unnötig viele Kleidungsstücke kaufen. Der Billig-Mode der Fast-Fashion-Industrie nicht auf den Leim gehen!
+ Kleidung aus Bio-Baumwolle im Internet suchen und kaufen.
+ Jedenfalls ist es sinnvoll,
die Kleider möglichst lange zu tragen.
Deshalb lade ich ein, in das „Zeitalter der g'flickten Hose“ einzutreten. Ich gehe mit gutem Beispiel voran.
Ob ich Nachfolger finden werde?
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Maria Knöbl ergänzt:
„2nd place“
in Dechantskirchen: Kinderkleidung und Spielsachen
„WiederWertvoll“ –
Second Hand Boutique in Friedberg (ehem. Weitzer): Damenkleidung, Taschen und Schuhe, sowie Kunsthandwerk
„Carla Laden“
in Hartberg
„Pro mente“
in Hartberg
„Vinziladen“
in Hartberg
Weitere Auskünfte gibt Maria Knöbl, Pfarrkoordinatorin der Pfarre Dechantskirchen: Tel.: +43 (676) 8742-6747
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