Das war uns ein besonderes Anliegen! Denn wir sehen den Atomstrom nicht nur als den gefährlichsten, sondern, wenn man die externen Kosten einberechnet, als den teuersten Strom an.

 

Über die Gefährlichkeit

 

 

A) Schon die Uranaufbereitung ist gesundheitsschädigend bis tödlich

(Darüber informiert das Heft „In Zukunft ohne Atomstrom“ von Global 2000 auf Seite 16 bis 19)

 

 

  1. Uranbergbau

    Da die Konzentration von Uranerz meist sehr niedrig ist, müssen große Gesteinsmengen abgebaut werden: für eine Tonne Uranerz Tausend Tonnen Gestein. Die Folgen sind desaströs für Umwelt und Menschen. Große Mengen radioaktiv und chemisch verseuchter Grubenabwässer werden in die nächstliegenden Flüsse und Seen gepumpt. Bei Stilllegung von Uranbergwerken werden diese einfach geflutet, verseuchte Lösungen gelangen ins Grundwasser.

    Beispielhafte Folgen:

    Zwischen 1946 und 1990 starben in der damaligen DDR 7.163 Bergleute an Lungenkrebs (hervorgerufen durch entwichenes Radongas). Sie arbeiteten in den Uranminen der Wismut AG. In 5.237 Fällen wurde Radioaktivität als Ursache offiziell anerkannt. Für die Produktion von 220.000 Tonnen Uran wurden von 1945 bis 1990 ganze 500 Millionen Tonnen radioaktiver Müll mitproduziert, gelagert auf Abraumhalden, die eine Fläche von 32 km2 bedecken. Insgesamt gelten 168 km2 als verseucht, weitere 1000 km2 müssen erst genauer untersucht werden.

  2.  

  3. Erzaufbereitung

    Das Uranerz wird zu gelbem Pulver, dem „yellowcake“, zermahlen. Während die Hälfte des im Gestein eingeschlossenen Radongases schon beim Abbau freigesetzt wird, löst sich der Rest beim Mahlprozess. Das Gesteinsmehl wird danach chemisch aufbereitet, wobei als Abfall feiner Schlamm zurückbleibt, der in Absetzbecken geleitet wird. Diese so genannten tailings enthalten bis zu 85% Radioaktivität, bestehen aus langlebigen Isotopen und stellen eine langjährige Gefahr dar. Oft wurden und werden ganze Täler damit aufgefüllt. Weltweit lagern bereits 1 Milliarde Tonnen tailings, jährlich kommen weitere 20 Millionen Tonnen hinzu.

  4.  

  5. Konversion

    Der yellowcake wird in Uranhexafluorid (UF6) umgewandelt, eine sehr giftige, chemisch aggressive Substanz. Da es nur wenige Konversionseinrichtungen gibt, wird UF6 über weite Distanzen transportiert. Auch während der Konversion fällt ungefähr genauso viel Atommüll wie Uranexafluorid an.

  6.  

  7. Anreicherung

    Natürliches Uran hat ein Isotopenverhältnis von 0,71 % an spaltbarem U-235-Gehalt. Die meisten Reaktortypen benötigen aber Brennstoff mit einem U-235-Gehalt von 3 bis 3,5%. Durch die Anreicherung fällt viel „abgereichertes“ Uran an. Dieser Atommüll wird heute zur Panzerung und als panzerbrechende Munition verwendet, die beispielsweise im Golf- und Kosovokrieg verschossen wurde.

  8.  

  9. Brennelementproduktion

    Uranhexafluorid wird in Urandioxid (UO2) umgewandelt, in Tablettenform gepresst („pellets“) und zu Brennelementen verarbeitet.

  10.  

  11. Reaktor

    Je nach Reaktortyp werden dafür 30 bis 100 Tonnen Brennstoff benötigt. Meist wird pro Jahr ein Drittel der Brennstoffladung ausgetauscht, das ergibt weltweit jährlich ca. 10.000 Tonnen abgebrannter Brennelemente.

 

 

B) Auch die Führung eines Atomkraftwerkes ist gefährlich

 

 

Windscale 1957 Sellafield

Rund 500 km2 Land werden radioaktiv verseucht. Dieser Unfall ist nur einer in einer jahrzehntelangen Kette von Störfällen, Verseuchungen und Einleitung von radioaktivem Müll in die Irische See, die am Gelände von Sellafield stattgefunden haben.

 

Kyshtym 1957 im südlichen Ural

Ein Tank mit 70 bis 80 Tonnen hochaktivem flüssigen Atommüll explodiert.

 

 

 

 

 

Ein Gebiet von 23.000 km2 (= ca. ein Viertel Österreichs) wird verseucht, in dem 270.000 Menschen leben; 10.700 Einwohner werden evakuiert, 200 Menschen sterben an den direkten Folgen des Unfalls. Noch heute sind 180 km2 von jeder landwirtschaftlichen Nutzung ausgeschlossen.

 

Three Mile Island 1979

Eine teilweise Evakuierung im 8-Kilometer-Radius um das AKW wird angeordnet, 75.000 Menschen fliehen.

 

Tschernobyl 1986

Hier ein Bericht vom ORF-Journalpanorama vom Freitag, dem 21.April 2006: „Tschernobyl – 20 Jahre danach“

Riesige Gebiete wurden radioaktiv verseucht, besonders in der Ukraine und Weißrussland.

2,9 Millionen registrierte Tschernobylopfer, die eine minimale Entschädigung bekommen.

Eine Zone, 3000 km2 groß, verlassene Dörfer wachsen zu, Dörfer verschwinden in den Wäldern.

Ca. 7000 Leben noch vorübergehend oder ständig dort. 3600 sind mit der Abwicklung des Kraftwerkes beschäftigt. Am Reaktorblock 4 (Unglücksreaktor) sind noch immer Bauarbeiten zu beobachten.

Der Sarkophag vom November 1981 hat Risse in einer Breite von bis zu 30 cm.

Der letzte Reaktor des Kraftwerkes ist im Dezember 2000 vom Netz genommen worden. Die Schließung ist noch eine sehr aufwendige Sache.

Unter Mitwirkung der Internationalen Atomenergiebehörde und der Weltgesundheitsorganisation stellt eine Studie im Jahr 2005 fest:

  • 60 Personen sind nachweislich unmittelbar an den Folgen der Katastrophe gestorben.

  • 4000 Personen an den Folgen gestorben. Umweltschutzorganisationen schätzen die Toten viel höher, Greenpeace schätzt 90.000, andere sogar 500.000, die als Folge von Tschernobyl an Krebs gestorben sind.

  • 400.000 Menschen mussten ihre Heimat verlassen.

  • Von den 47 Millionen Ukrainern sind 2,9 Millionen registriert, die staatliche Zuwendungen als Opfer der Katastrophe erhalten. Nicht alle aus Krankheitsgründen, aber die Zahl zeigt, wie viele Menschen allein in der Ukraine durch die Atomkatastrophe geschädigt wurden, das sogar staatlich anerkannt ist.

Von den 800.000 Liquidatoren, sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums 400 bis 5000 Menschen gestorben. Global 2000: Bis 1996 verstarben 15.000 dieser Liquidatoren; 46.000 sind invalid.

Innerhalb der Zone stehen in den Wiesen Hunderte nach dem Einsatz ausrangierter FF-Autos, Militärfahrzeuge und ein Dutzend Hubschrauber, alles verstrahlter Schrott.

2000 Menschen sind nur mit der Bewachung der verstrahlten Dinge beschäftigt und das nicht immer mit dem erwünschten Erfolg.

In der Frage der Sicherheit ist die Ukraine kaum einen Schritt weiter gekommen. Zwei neue Reaktoren sind in Betrieb genommen worden.

Ukraine hat 40% Atomstrom, 3% Wasserkraft, 1% Alternativstrom, Rest aus Kohle und Gas.

Der deutsche Wirtschaftsforscher, der in der Ukraine tätig ist, Lars Handrich: „Die Risiken von Atomstrom stehen in einem Verhältnis zu den Erlösen, die man damit erzielen kann.“

In der Ukraine gibt es keine einzige politische Kraft, die die Atomkraft in Frage stellt.

ORF am 01.12.1996: Der Westen bezahlt bis 2000 für die Abschaltung der 4 Reaktorblöcke von Tschernobyl € 2,3 Milliarden.

ORF am 22.01.2004: EU zahlt insgesamt € 100 Millionen für die neue Ummantelung.

Frankreich hat 80% Atomstrom, 19 AKWs mit 58 Reaktoren.

 

 

C) Endlagerung ist noch nirgends eingelöst, jedenfalls ist sie teuer und sozial unverantwortlich

 

 

Laut Global 2000 fallen weltweit jährlich ca. 10.000 Tonnen abgebrannter Brennelemente an.

Diese müssen 250.000 Jahre oder länger gelagert und bewacht werden. Lässt sich ausrechnen: ca 5.000 Generationen müssen für das bezahlen, was eine Generation „genossen“ hat.