Mag. Wolfgang Fank
Pfarrer
8241 Dechantskirchen 1
Tel.: +43 (0) 3339 / 22 410
Fax: +43 (0) 3339 / 22 499
E-Mail:
pfarre.dechantskirchen@stift-vorau.at
06.09.2004
GZ: 19.478/1/2004
Betreff: Dechantskirchen, Pfarrkirche, Photovoltaikanlage
Sehr geehrter Herr Hofrat Dipl. Ing. Dr. Bouvier!
Wir haben uns über Ihr Schreiben vom 23.August 2004 sehr gewundert!
Ich fragte vor einem Jahr telefonisch bei Ihnen an wegen der Errichtung einer
Photovoltaikanlage am Kirchdach. Sie antworteten: „Völlig undenkbar, macht es auf dem Boden!“ Gut! Am Kirchdach geht es nicht, also machen
wir es auf dem Boden. Wenn Hofrat Bouvier das vorschlägt, wird's wohl nicht falsch sein. So haben wir geplant und die letzten Vorbereitungen
getroffen. Am 01.Juli dieses Jahres habe ich geschrieben, dass wir Ihren Vorschlag, die Anlage auf dem Boden zu machen, realisieren werden. Bis
zum 23.August ist darauf keine Reaktion gekommen. Das haben wir als stille Zustimmung gewertet. Und nun das Aus. – Wir haben alles
gestoppt. Vier Tage vor Baubeginn.
Wir haben aus vollem Idealismus gehandelt. Wir hatten ja keine wirtschaftlichen Gründe, eine
Photovoltaikanlage zu errichten. Im Gegenteil! Es ist ein großes finanzielles Risiko. Wir sind ja zur Gänze auf Spenden angewiesen. Und
trotzdem haben wir uns drüber gewagt, weil wir ein deutliches Zeichen setzen wollen, dass es das Gebot der Stunde ist, von atomaren und
fossilen Energieträgern auf erneuerbare umzusteigen. Für den Atomstrom, den eine Generation verbraucht, müssen tausende Generationen zahlen.
Erdöl, Kohle und Gas verursachen enormen ökologischen Schaden. Bezahlen müssen die nachfolgenden Generationen.
Diese energiepolitische Entwicklung ist eine soziale Sünde den kommenden
Generationen gegenüber. Wir haben in der Pfarre intensive Informationsarbeit geleistet. Wir einzelne und wir von der Pfarre wollen
das Unsrige beitragen, um eine energiepolitische Wende herbeizuführen. Eine gesunde Erde für gesunde Kinder! Es ist ein Auftrag aus dem
christlichen Glauben: Wenn ich Gott den Schöpfer ehre, muss ich auch seine Schöpfung achten und erhalten. Die Errichtung der pfarrlichen
Photovoltaikanlage ist für uns eine Konsequenz unseres Schöpfungsglaubens. Deshalb passt sie zur Kirche. Zugegeben, der Blick
zur Kirche würde durch die Errichtung der geplanten Anlage zum Teil verstellt. Das ist ein Mangel. Aber haben unsere religiös begründeten
Argumente kein Gewicht? Deshalb unsere Enttäuschung. Ist das letzte Wort Ihrerseits, Herr Hofrat, schon gesprochen?
Der Bereich um die Kirche war Friedhof. Seit 1853 ist darin niemand mehr
beerdigt worden. Vor 40 Jahren standen dort fruchttragende Obstbäume. Unter der Erdoberfläche des einstigen Friedhofes ist die
Aufbahrungshalle errichtet.
Ein Öltank für die Kirchenheizung befindet sich ebenfalls unter der Erde im Bereich des
Kirchhofes. Der ist uns ein Dorn im Auge. Wir sind bereits im Gespräch mit dem Stift Vorau, die gesamte Ölheizung, obwohl sie nicht alt ist und
gut funktioniert, im Jahre 2005 oder spätestens im Jahre 2006 auf Hackschnitzel umzustellen. Sonst tummeln sich im Bereich des ehemaligen
Friedhofs nach den Gottesdiensten Kinder herum.
Durch die Errichtung einer Photovoltaikanlage würde der alte Friedhof unseres Erachtens eine
neue „ethische Wertigkeit“ dazu gewinnen. Mit der Errichtung verbinden wir ja eine Botschaft. Jeder, der da vorbeigeht, wird sich fragen
müssen: Was tue ich für die Erhaltung der Erde? Ein Mahnmahl für das ökologische Gewissen. Wir sehen darin also nicht eine „ideelle
Beeinträchtigung“, sondern eine ideelle Bereicherung.
Sie schlagen vor, „die Anlage auf die etwas unter der Kirche befindliche Wiese an der
Südseite, in der Nähe des Schulhauses, zu verlegen“. Wir ersuchen Sie, diesen Platz anhand des beigelegten Planes genauer abzuklären. Wir
wollen vermeiden, dass wir uns wieder auf eine falsche Fährte begeben.
Bei dieser Gelegenheit ersuchen wir Sie, Herr Hofrat, noch eine weitere Variante zu
prüfen: das Dach des Stadels (s. Beilage). Dieses Gebäude steht außerhalb des Kirchhofes. Im Stadel sind die Jugendräume untergebracht,
eine Garage und eine Abstellmöglichkeit.
Ich danke Ihnen im Vorhinein im Namen des Arbeitskreises
Schöpfungsverantwortung und im Namen der Pfarre Dechantskirchen.
Mit freundlichen Grüßen,
Pfarrer Mag. Wolfgang Fank
|