Welterschöpfungstag: Hilfe, die Erde ist im Burnout!

 

Liebe Schwestern, liebe Brüder!

 

Es gibt eine moderne Krankheit, die heißt „Burnout“. Das ist ein Zustand, an dem der Mensch arbeitsunfähig wird, weil er lange Zeit überfordert war. Aufgebraucht und ausgebrannt, die Batterie ist leer, die seelische Substanz angegriffen. Es dauert oft lange, bis so einer sich wieder erholt, und wieder normal arbeitsfähig wird.

 

 

 

 

Ähnlich geht es der Erde. Sie ist unsere Mutter, von der wir leben. Sie ist im Burnout. Sie ist erschöpft. Im vorigen Jahr war sie am 01.August erschöpft, heuer bereits am 29.Juli. Das ist heuer der sog. „Welterschöpfungstag“.

Was ist damit gemeint?

Die Erde vermag Jahr für Jahr nur Gewisses zu leisten: z. B. Nahrung durch ihren fruchtbaren Boden, Nahrung durch die Pflanzen- und Tierwelt. Und die Erde verkraftet nur ein gewisses Maß an Giften, Pestiziden, chemische Stoffen. Das alles ist schon aufgebraucht am 29.Juli. Vom 29.Juli weg geschieht an der Erde nur mehr Raubbau. Und die Österreicherinnen und Österreicher rauben ordentlich mit. Würden alle Menschen auf der Erde so leben wie wir in Österreich, wäre die Erde bereits am 09.April erschöpft gewesen. So ist die Erde ins Burnout getrieben worden.

 

 

Was sind die Ursachen

der vorzeitigen Erschöpfung der Mutter Erde?

 

 

Ein paar Beispiele nur in Stichworten:

  • Abholzung der Wälder weltweit, vor allem die Urwälder, die Lungen der Erde. Im Jahr 2016 sind weltweit Waldflächen gerodet worden in der Größe von Deutschland. Warum so viel abholzen: Sojaanbau, Massenrinderzucht in Lateinamerika, Palmöl für Kosmetik bis Agrodiesel in Europa.

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  • Verlust und Beschädigung der fruchtbaren Erde.

    Die schönsten Felder werden verbaut und ver-betoniert durch Hausbau, durch Bau von großen Industriehallen oder Einkaufshallen, durch Straßenbau. In den letzten 70 Jahren ist in Österreich dadurch fruchtbares Land verbaut worden in der Größe von Burgenland. Fruchtbares Land geht verloren.

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  • Die Ozeane sind ausgebeutet und vergiftet.

    Die Ozeane sind zu 90% überfischt. Gewaltige Mengen von chemischen Waffen wurden in den Ozeanen entsorgt, ebenso Unmengen von Atommüll und besonders beängstigend wird der Plastikmüll. Bis 2050 wird es in den Ozeanen mehr Plastik als Fische geben. Heute ersticken schon abertausende Vögel am Plastik, Wale werden tot an Land gespült mit über 40 kg Plastik im Bauch.

    Und die Korallenriffe am Rand der Ozeane? Sie sind ein Wunder an Schönheit, ein Wunder an Artenvielfalt, eine Nahrungsquelle für einige 100 Millionen Menschen? Sie werden tot sein, wenn die Erde sich über 2 Grad erwärmt.

 

 

Der Klimawandel

 

 

Damit sind wir beim nächsten Problem, warum wir die Mutter Erde ins Burnout gebracht haben: der Klimawandel

Der Gründer und Leiter dieses Institutes, Hans Joachim Schellnhuber sagt: „Wenn der Mensch zwei Grad mehr hat, hat er Fieber, wenn er fünf Grad mehr hat ist er tot!“ So manches von der Erde stirbt schon früher.

Und an diesen heranschleichenden Katastrophen leiden vor allem die Menschen in den Entwicklungsländern.

Nur ein Beispiel von vielen:

  • Bangladesch! Das ist ein Land östlich von Indien. Der Süden des Landes ist sehr flach und liegt meist nur einige Meter über dem Meeresspiegel. Durch die weltweite Erwärmung ist der Meeresspiegel gestiegen. Zugleich sind die Stürme ärger geworden. So peitscht der Sturm Unmengen von Salzwasser ins fruchtbare Land. Und das Land wird unbrauchbar. Täglich hören 3000 Bauern auf, müssen ihre Äcker verlassen. Sie ziehen in die Slums der Großstädte und die Jugend will nach Europa.

Fruchtbare Flächen gehen weltweit verloren.

Und es trifft die Entwicklungsländer am meisten. Eine Mini-Abhilfe leisten die vielen kirchlichen Projekte in den Entwicklungsländern. Gegen den Hunger zu kämpfen durch Bereitstellen von Nahrungsmitteln, durch landwirtschaftlich Projekte, die langfristig die Ernährung sichern. Für 40.000 Familien in 15 Ländern. Ein gewaltiges Vorhaben. Dazu soll ich heute aufrufen, bei der Gabenbereitung mehr als sonst zu spenden für die Hungernden in der Welt. Unsere Scheunen in Europa sind meist gefüllt, wenngleich die schleichende Katastrophe auch bei uns schon zu spüren ist, gerade in diesen Wochen: Nur eine Zahl:

Die Unwetterschäden belaufen sich in den letzten Jahren auf € 700 Millionen pro Jahr. Bis zum Jahr 2050 werden es bis zu € 8 Milliarden sein. Die Erde kann nicht mehr. Sie ist erschöpft, sie ist im Burnout. Was können wir tun?

 

 

Was ist zu tun, um die Erde

vor dem weltweiten Burnout zu retten?

 

 

Papst Franziskus sagt, eine „ökologische Umkehr“ ist notwendig. Sowohl der Lebensstil als auch die Wirtschaft muss sich ändern. Besonders die Klimaforscher rufen zum Umdenken und zu entschlossenem Handeln auf. Die sagen alle: „Wir müssen uns bescheiden.“ Die Aussage unseres Bundespräsidenten vor einer Woche bei der Eröffnung der Salzburger Festwochen möge für viele stehen. Er sagte: „Wir alle werden uns aus unserer Komfortzone herausbewegen müssen“, damit aus dem Klimanotstand nicht eine Klimakatastrophe wird.

Und konkret: Was können wir tun?

  1. Frage: Was esse ich?

    Geraten wird: Möglichst wenig Fleisch, besonders möglichst wenig Rindfleisch und mehr Gemüse. Und wenn Fleisch, dann von heimischer Produktion.

  2.  

  3. Frage: Womit kleide ich mich? Wie oft kaufe ich Kleider?

    Die Kleidung ist zu einem ökologischen Problem geworden. Mit der Kleidung kann ich der Erde sehr wehtun!

    Baumwolle ist gut für die Haut, aber schlecht für die Erde. Die Baumwolle ist jene Pflanze, die neben der Reispflanze am meisten Wasser verbraucht und Baumwolle ist jene Pflanze, die von allen Nutzpflanzen am meisten Pestizide benötigt. Was können wir tun? Mit Baumwolle sparsam umgehen.

    Aber auch Kleider aus Kunstfasern ist ein Problem. Das ist eine neue bittere Erkenntnis. Bei jedem Waschgang lösen sich an die 4000 kleinste Plastikteile. Durch Waschen von Kleidern aus Kunststoff, von Blusen bis hin zu Anoraks, entstehen in Österreich an die 126 Tonnen Mikroplastikteile. Diese werden in die Flüsse gespült, gelangen in die Ozeane und werden zur Nahrung der Fische, die wir wieder auf den Tisch bekommen. Das ist ein tragischer Kreislauf.

    Was tun, womit sich kleiden? Aus Baumwolle oder aus Polyester? Jedenfalls sparsam umgehen. Scherzhaft veranschaulichen: Die Kleider sollen so sein wie ich: alt aber gut.

 

 

Mit welchen Fahrzeugen bewege ich mich?

 

 

Möglichst keine Flugzeuge mehr besteigen, der Zug ist das Bessere. Bus ist auch gut. Auto? E-Auto ist sicher nicht schlecht. Möglichst Fahrtgemeinschaften bilden, und weg vom Gas. Man kann durch geschicktes Fahren bis zu 30% an Kraftstoff sparen. Kurzstrecken sind auch zum Teil zu Fuß oder mit dem Rad zu bewältigen.

Was kann man noch tun? Das Pfarrfest schöpfungsfreundlich gestalten:

Kein Plastikbesteck und kein Plastikgeschirr, Getränke aus der Oststeiermark, Bier, das ebenso wie die Pfarre EMAS-zertifiziert ist usw.

Wir müssen alle, alle, das sind 7 Milliarden Menschen zusammenhelfen, um die Erde von dem Burnout herauszuholen.

„Und das hilft auch uns,“ sagt Papst Franziskus. „Umweltfreundliches Handeln nämlich,“ sagt der Papst, „gibt uns das Gefühl der eigenen Würde zurück, führt uns zu einer größeren Lebenstiefe und schenkt uns die Erfahrung, dass das Leben in dieser Welt lebenswert ist.“ (Laudato si, Nr. 212)

Beim ökoloschen Handeln gibt es nur Gewinner, die Erde und wir Menschen. Die Erde wird gesund und wir bleiben gesund. Die Schicksalsfrage ist: Werden wir es schaffen?

Amen.

 

 

Predigt, gehalten am Sonntag, dem 04.August 2019