Das Besondere an der Pfarre ist, dass sich bei uns
ein besonderer pastoraler Schwerpunkt
entwickelt hat, nämlich
Ökologie und Nachhaltigkeit.
Wir haben uns um die Jahrtausendwende mit Umweltschutz, Klimawandel und dergleichen beschäftigt. Dabei sind wir draufgekommen:
Wir leben ja auf Kosten der kommenden Generationen und auf Kosten der Entwicklungsländer. Stichwort: Umweltverschmutzung, Ressourcenverbrauch, Staatsschulden, Atomkraft
und nicht zuletzt Klimawandel. Auf einmal hat's gezündet. Wir waren gierig etwas zu tun. Wir haben einen Arbeitskreis gegründet. Was haben wir als erstes gemacht?
Wir haben den sog.
Wasser-Dank
eingeführt: Für jeden m3 verbrauchten Wassers 10 Cent für einen Brunnen in Afrika.
Dann haben wir den
„Autofreien Sonntag“
eingeführt. Die dritte Aktion war schon abenteuerlicher: die
Errichtung einer pfarrlichen Photovoltaikanlage,
nach dem Motto:
„Der Umstieg auf erneuerbare Energie ist das Gebot des 21. Jahrhunderts.“
Ein Haufen Probleme: Kein Geld, keine Förderung, Denkmalschutz, usw. Es war auch nicht einfach, die Bevölkerung eingehend
zu informieren, dass die Errichtung einer pfarrlichen PV-Anlage was Gescheites ist. Wir haben das Pfarrblatt benützt. Ich habe mehrmals darüber gepredigt, so nach dem Motto:
„Um Himmels willen passen wir doch auf die Erde auf!
Prompt hat mir ein Pfarrangehöriger ausrichten lassen, der Pfarrer
„solle nicht so oft über die Erde predigen. Er soll über den Himmel predigen.“
Ich habe geantwortet:
„Sag es dem Herrn: Der Himmel ist nicht gefährdet, die Erde ist gefährdet.“
Der Himmel ist nicht bedroht, stimmt das?
Ich glaube Ja! Was haben wir heute im Evangelium gehört?
„Du hast Worte ewigen Lebens.“
Aber nicht nur dies! Jesus hat nicht nur über das ewige Leben geredet, er hat auch das ewige Leben bewirkt.
Durch seine grenzenlose Liebe, die sich besonders in seinem Leiden und in seinem Kreuz gezeigt hat, hat er uns den Weg zum Himmel geebnet. Der Himmel ist uns sicher,
so glaube ich es fest. Außer es pfeift einer drauf. Dann ist es was anderes.
Bedroht aber ist die Erde,
vor allem unsere natürlichen Lebensgrundlagen.
Was haben wir in den Zeitungen der letzten Tage gelesen?
„Gluthitze hat Europa in den Schwitzkasten.“ / „Die vergangen 4 Jahre waren die wärmsten
seit den Aufzeichnungen.“ / „ Europa knackt am Hitzerekord, 48 Grad in Athen.“ / „Rekorddürre, Rekordregen und Ernteausfall wie noch nie.
4 Mal in den letzten 6 Jahren gab es in Österreich enorme Dürreschäden. In Deutschland werden bereits Wucherpreise fürs Heu bezahlt. Ein Bauer sagte:
Heu wird derzeit gehandelt wie Gold.
Im ORF-Nachrichten sagte eine Reporterin:
„Die Bauern gehen hinaus auf das Feld und weinen.“
Und es wird noch schlimmer,
sagen Klimaforscher: Die Hitzetage werden sich in den nächsten 30 Jahren verfünffachen. Die Unwetterschäden in Österreich,
in diesen Jahren ca. 700 Millionen jährlich, werden sich verzehnfachen. Und ohne unbürokratischen Zugang zum Wasser wird es in den meisten Teilen Österreichs
keine sichere Ernte mehr geben. Es schaut nicht gut aus.
Noch schlechter geht es den Menschen in den Entwicklungsländern.
Nur ein Beispiel: Bangladesch, ein Land östlich von Indien. Der Süden des Landes ist sehr flach, fast auf Meereshöhe.
Nun ist der Meeresspiegel um 20 cm gestiegen, die Stürme sind stärker geworden. Sie peitschen so viel Salzwasser in die Felder, so dass sie unfruchtbar werden. Täglich geben
3000 Bauern auf, 3000 Bauern täglich! Sie ziehen in die großen Städte, in die Slums und die Jugendlichen wollen nach Europa. Bangladesch ist nur ein Beispiel das zeigt,
wie verheerend sich der Klimawandel in den Entwicklungsländern auswirkt.
Aber es kann alles noch viel schlimmer werden, sagen die Klimaforscher.
Deshalb müssen wir die Erderwärmung auf 2 Grad begrenzen.
Sonst bekommt der Klimawandel eine Eigendynamik. Dann kann der Mensch nur mehr zuschauen
und „zuwireahn.“
Die Aussagen von Klimaforschern sind schockierend.
Ich möchte zwei nennen:
Verena Winiwarter,
eine Umwelthistorikerin aus Kärnten, Wissenschaftlerin des Jahres 2013, sagt:
„Wir müssen uns entscheiden zwischen Katastrophe und solarer Transformation.“
Also weg von den fossilen Energien hin zu einem solaren Zeitalter: Photovoltaik, Holzheizungen, usw. Und was
noch notwendig sein wird?
„Wir brauchen eine Form von Bescheidenheit.“
Hans Joachim Schellnhuber,
großer Klimafolgenforscher aus Potsdam:
„Erdöl ist lange Zeit ein Segen gewesen, jetzt ist es zum Fluch geworden. Wenn der Mensch zwei Grad mehr hat,
hat er Fieber. Wenn er fünf Grad mehr hat, ist er tot. So ist es auch mit der Erde.“
Was nottut, ist: Weg vom Erdöl! Und dass man
„das, was man hat, wertschätzt und sich auch bescheidet.“
Als ob die zwei Wissenschaftler voneinander abgeschrieben hätten: Beide haben zu einem bescheidenen Lebensstil aufgerufen.
Tut das heut noch ein Pfarrer? Die Klimaforscher, die Profeten der heutigen Zeit, tun das. Werden sie Erfolg haben?
Was können wir konkret tun? Was sagen die Klimaforscher?
Erstens: Weg vom Erdöl, hin zu erneuerbare Energien.
Weg von den Ölheizungen, hin zu Holzheizungen und dergleichen. Weg vom Flugzeug, weg vom Gaspedal, Elektroauto vielleicht?
40% aller Autofahrten in Österreich sind kürzer als 5 Kilometer. Was kann ich zu Fuß machen, was kann ich mit dem Rad machen?
Zweitens
sagen die Klimaforscher:
Weniger Fleisch essen
und wenn schon dann solches, das regional und naturnah, vielleicht sogar biologisch erzeugt wird.
Drittens: Ressourcen sparen.
Da geht es nicht nur um die Nahrungsmittel. Mit den Nahrungsmitteln, die in Europa weggeschmissen werden,
könnte man den Hunger in Afrika stillen und zwar zweimal. Es geht um den Einkauf überhaupt: Nicht gleich immer das neueste kaufen. Auch was die Kleindung betrifft:
Baumwolle ist gut für die Haut, schlecht für die Erde. Baumwolle braucht neben der Reispflanze am meisten Wasser und braucht am meisten Pestizide von allen Nutzpflanzen.
Der Aralsee ist deshalb fast zur Gänze kaputt gegangen. Ich möchte das Zeitalter der
„Geflickt'n Hose“
ausrufen. Die zerrissene Jean ist zurzeit Mode, von nun an soll die geflickte Jean Mode werden,
um Baumwolle zu sparen.
Viertens
möchte ich hinzufügen:
Ehrfurcht vor der Schöpfung, sich freuen an der Schönheit.
Alles als Geschenk Gottes sehen. Das Essen in Dankbarkeit schmeckt besser. Glauben, dass alles von Gott dem Schöpfer kommt,
macht alles viel kostbarer.
Liebe Schwestern, liebe Brüder! Was kann ich zum Schutz der Mutter Erde tun?
Wenn 7 Milliarden sich das fragen und handeln,
kann das Angesicht der Erde gesunden und schön werden.
Und die Wirtschaft? Was tun die für den Klimaschutz?
Da gibt es hervorragende Beispiele: Großbanken ziehen ihre Gelder von den fossilen Energiequellen ab
und finanzieren erneuerbare Energien. Das gleiche hat im Vorjahr die Weltkonferenz der kirchlichen Orden beschlossen. Auch wir in der Pfarre Dechantskirchen haben Geldprobleme
im besten Sinn des Wortes. Es ist bei der Kirchenrenovierung Geld übrig geblieben. Wir wollten es anlegen, wo es mehr Zinsen gibt und wo es zudem einen ökologischen Nutzen hat.
Und bei dieser Suche sind wir auf die
HSH Investgesellschaft,
hier in St. Veit an der Glan, gestoßen. Was ist das? Ich habe mich im Internet erkundigt, was das ist. Und da habe ich
Formulierungen gefunden, wo ich mir gedacht habe, der – es ist Rudi Rattenberger –, hat von mir abgeschrieben. Da las ich von Verantwortung der Schöpfung gegenüber,
der Erde gegenüber, den kommenden Generationen gegenüber. So bin ich mit HSH bekannt geworden. HSH heißt:
„Holz die Sonne ins Haus“.
Rudi Rattenberger ist der Begründer. Er war der Initiator, dass sich
Installationsfirmen
zusammentun, die sich vornehmen, nur mehr ökologische Heizungen zu bauen. Diese Vereinigung hat bereits über 100 Firmen,
österreichweit, alle das gleiche Ziel: Der Erde was Gutes tun. Sie feiern heuer ihr 20-jähriges Bestehen und feiern heute ihren Dankgottesdienst:
Sie danken, dass es bisher so gut gegangen ist und bitten um den Segen, dass sie weiterhin viel zugunsten
der Erde machen können.
Ich gratuliere allen Beteiligten bei der HSH und wünsche viel Erfolg. Sie arbeiten zugunsten der kommenden Generationen,
sie schonen das Klima und das tut allen gut.
Und wie steht es mit der Politik?
Von der Politik habe ich noch nicht gesprochen. Die Politiker sind vielfach zögerlich, auch in Österreich. Sie denken nicht
in größeren Zeiträumen. Ich sag's brutal: Sie zeigen keine Verantwortung über die 4 Jahre hinaus.
Auch von
den vielen Öko-Aktivitäten in der Pfarre Dechantskirchen
habe ich kaum was gesagt. Ich möchte nur zusammenfassend erwähnen, dass wir dabei folgendes gelernt haben:
Wir haben Freude an unserem Öko-Weg. Ökologisches Handeln tut der eigenen Seele gut.
Wir haben erkannt, dass es stimmt, was der Papst in seiner Enzyklika
„Laudato si“
Nr. 212 gesagt hat:
„Ökologisches Handeln
-
gibt uns das Gefühl der eigenen Würde zurück,
-
führt uns zu einer größeren Lebenstiefe
-
und schenkt uns die Erfahrung, dass das Leben in dieser Welt lebenswert ist.“
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