Predigt am „Autofreien Sonntag“ 2017

 

 

Liebe Schwestern, liebe Brüder!

 

Heute sage ich, was ich noch nie gesagt habe: „Ich bin stolz auf euch.“ Warum? Weil wir seit 15 Jahren entschlossen unseren Öko-Weg gehen.

Im Jahre 2002 haben wir den „Autofreien Sonntag“ eingeführt. Um uns in Erinnerung zu rufen, dass der CO2-Ausstoß verheerende Auswirkung auf die Atmosphäre, auf die Erde und auf die Ozeane hat. Und viele von euch haben mitgetan. Und das schon 15 Jahre, Jahr für Jahr!

 

 

 

 

Ebenfalls im Jahre 2002 haben wir den „Wasserdank“ eingeführt. Jedes Jahr werden ca. € 1.000,- gespendet für einen Brunnen in Afrika. Viele also tun jedes Jahr mit.

Wir haben eine pfarrliche Photovoltaikanlage errichtet, nicht aus Jux, sondern aus Verantwortung. Wir wollten ein Zeichen zu setzen, dass der Umstieg auf erneuerbare Energien das Gebot des 21. Jahrhunderts ist. Das war im Jahre 2005. Und viele haben mitgetan: fast 300 PfarrbewohnerInnen haben damals gespendet, 30 Leute haben 330 Stunden gratis gearbeitet. Wenn man die 330 DechantskirchnerInnen mit drei multipliziert, so können wir feststellen, dass jeder zweite und jede zweite Bewohnerin mitgetan hat. Und das vor 12 Jahren.

Wir haben aufgerufen, auf Ökostrom umzusteigen, und viele haben mitgetan, ca. 30% der Haushalte haben Ökostrom.

Wir haben aufgerufen, Photovoltaikanlagen zu errichten, bzw. sich zu beteiligen an den Gemeinschaftsanlagen, die der AK Schöpfungsverantwortung organisiert hat. Und viele haben mitgetan, ca. 15% der Pfarrbevölkerung.

Wir haben Unterschriftenaktionen gestartet. Damit wollten wir die politisch Verantwortlichen auffordern, ihre Öko-Verantwortung wahrzunehmen. Und viele haben mitgetan, bis zu 600 Unterschriften. Insgesamt waren es in diesen 15 Jahren ca. 5000 Unterschriften.

Der Kindergarten hat mitgetan, die Volksschule ist auf den Öko-Zug aufgesprungen, die Gemeinde ebenso, jeder Verein, alle Arbeitskreise der Pfarre. Wir sind insgesamt ökologisch verantwortungsvoll unterwegs.

Deshalb sage ich heute: „Ich bin stolz auf euch.“

 

 

 

 

Denn wir haben erkannt,

  • dass die bisherige Wirtschaft und Politik, dass der bisherige Lebensstil in die Selbstzerstörung führt, wie sich der Papst ausgedrückt hat;

  • dass wir einer Katastrophe entgegengehen, wie sich die Wissenschaftlerin des Jahres 2013, Verena Winiwarter, ausgedrückt hat;

  • dass, der Klimawandel die größte Herausforderung der Menschheit ist, wie sich Ban Ki-moon ausgedrückt hat;

  • dass wir insgesamt die Lebensgrundlagen der kommenden Generationen zugrunde richten;

  • dass wir den kommenden Generationen die Butter vom Brot rauben und den Leuten in den wirtschaftlich unterentwickelten Ländern das Brot auch noch wegnehmen.

Das alles haben wir erkannt, aber wir haben nicht nur erkannt, wir haben auch was getan dagegen. Wir haben nicht nur gesagt: „Da miassat man was tun dagegen!“, sondern wir haben gesagt: „Tun wir was dagegen!“ Da haben wir schon vor gut 15 Jahren angefangen.

Der Papst hat in seiner Umweltenzyklika gesagt: „Während die Menschheit des ausgehenden 20. Jahrhunderts vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung eingehen kann, weil sie großherzig ihre schwerwiegende Verantwortung auf sich genommen hat.“

Wir haben seit gut 15 Jahren „großherzig unsere schwerwiegende Verantwortung“ auf uns genommen. Deshalb bin ich stolz auf euch.

Wir gehören schon seit 15 Jahren dazu, die Krise ins Positive zu wenden.

Zu dieser Verwandlung hat uns der Papst ermutigt, nicht nur uns, sondern die ganze Menschheit, denn wir arbeiten an der Selbstzerstörung.

Im vorigen Jahr hat der Papst eine sog. „Schöpfungszeit“ eingeführt, vom 01.September bis zum 04.Oktober. Heuer hat der Papst gemeinsam mit dem Patriarchen von Konstantinopel eine Botschaft zu diesem Anlass herausgegeben. Darin haben beide die Profitgier und die ungehemmte Ausbeutung der Erde verurteilt und zu seinem neuen Lebensstil aufgerufen, zu einer ökologischen Umkehr, zu einem neuen Bewusstsein, zu einer gemeinsamen Verantwortung.

Auch unsere Bischöfe sind – endlich – vor zwei Jahren aktiv geworden. Drei Ziele haben sie ausgerufen:

  • Die Erstellung von Umweltlinien

  • Umstieg auf erneuerbare Energien

  • Ökologische und faire Beschaffung – lokal, regional einzukaufen

 

 

 

 

Diözesanweit, und dann auch auf Pfarrebene: Auf Pfarrebene sollen bis 2020 10% aller Pfarren diese Richtlinien verwirklichen. Und wir sind dabei! Und das schon 15 Jahren. Deshalb bin ich stolz auf euch!

Und was macht die Politik? Sie ist nicht überall mutig. Donald Trump leugnet sogar den Klimawandel, obwohl, bereits abertausende Wissenschaftler diese Tatsache bestätigen. Aber die amerikanische Wirtschaft ist besser als ihre Politik. Denn die amerikanische Wirtschaft wächst stark, die Solarenergie wächst 17 Mal stärker. Trump hat sich also mit seiner Kohlenförderung aufs falsche Pferd gesetzt.

Die Deutschen haben den CO2-Ausstoß seit 1990 um 28% verringern können, die Schweden um 23%. In dagegen Österreich hat der CO2-Ausstoß immer noch zugenommen. „Die Politiker sind nicht dumm, ihnen fehlt der Mut, das Richtige zu tun“, stellte kürzlich ein Journalist fest. Besonders jetzt bei der Wahlauseinandersetzung meiden die Großparteien die Klimaproblematik, die größte Herausforderung der Menschheit, wie die Pest.

Aber die einfachen Leute tun was.

  • So ist erfreulicherweise festzustellen, dass die Photovoltaikanlagen in Österreich bereits ein Atomkraftwerk ersetzen.

  • 20% der österreichischen Ackerfläche wird bereits biologisch bewirtschaftet, und unzählige Bauern versuchen in Österreich naturnah zu wirtschaften.

  • Der Einkauf von biologisch hergestellten Nahrungsmitteln und von fair gehandelten Produkten nimmt enorm zu.

  • Wir werden wieder aufrufen, auf Ökostrom umzusteigen.

Wir sind dabei, wenn es darum geht, die Zukunft eurer Kinder und die der ganzen Welt positiv zu gestalten.

 

 

 

 

Schreiten wir also voran auf unserem eingeschlagenen Öko-Weg. Immer wieder umdenken, umfühlen, um den Öko-Weg froh zu gehen.

  • Nicht das viel essen, sondern das dankbare genießen.

  • Nicht das schnell fahren, sondern behutsam der Erde zu liebe.

  • Nicht viel kaufen, sondern bewusste Bescheidenheit.

  • Nicht viel haben, sondern danken für das wenige. Weniger kann dann mehr sein.

  • Freude an der Schöpfung und nicht Freude am Schröpfen der Schöpfung.

  • Alles in allem: die Erde lieben, und die auf ihr leben und den Schöpfer dazu.

Das alles vermehrt die Lebensfreude und gibt dem Leben zusätzlichen Sinn.

Seit 15 Jahren beschreiten wir diesen Öko-Weg. Deshalb bin ich stolz! Oder passender gesagt: Ich bin dankbar. Und auch ein wenig glücklich, weil wir bereits den einzig gangbaren Weg für die Zukunft eingeschlagen haben.

Amen.