Es war ein kleines, aber schönes Abenteuer, mit dem E-Auto eine kleine Österreich-Rundfahrt zu starten, und dazu noch über die Großglockner-Hochalpenstraße. Was kann der Zoe leisten? Kommt er über den Großglockner? Gibt es genug und zur rechten Zeit Ladestellen? Funktionieren sie? Und funktioniert der Fahrer, in diesem Fall der Pfarrer? Kommt der 1500 kg schwere Zoe über den Glockner?

 

Eine gründliche Vorbereitung war notwendig

 

 

Zunächst einmal via Internet erforschen, wo gibt es entlang der Route Ladestellen? Ladestellen gibt es schon bald genug in Österreich. Nur habe ich auch den Zugang dazu? Die meisten Ladestellen kann ich mit meiner Ladekarte benützen. Das sind die Smatrics-Ladestellen, die der Verbund besonders auf Autobahnstationen gebaut hat. Eine Österreichrundfahrt auf Autobahnen ist damit möglich. Aber über den Glockner? Da entdeckte ich via Internet, dass ich in Lienz eine Smatrics-Ladestelle zur Verfügung habe. Aber komme ich von dort über den Großglockner? In Heiligenblut gibt es Ladestellen. Die gehören nicht dem Verbund, sondern der KELAG. Bis 11.Juli dieses Jahres konnte man bei KELAG-Ladestellen gratis aufladen. Von da an muss man sich einen Zugang verschaffen. Also: Sich bei KELAG anmelden als Autostrombezieher. Dann bekommt man eine Contract-ID und ein Passwort. Das gehört auf die KELAG-App geladen. Wenn ich das habe, kann ich durch einen Scannvorgang die KELAG-Ladestelle öffnen. Kostet monatlich € 5,40.-. Also ohne Smartphone kommst du nicht über den Großglockner!

 

 

 

 

 

 

 

Die kleine Öko-Österreich-Rundfahrt

 

 

Und ich fahre los. In Wolfsberg fand ich die Ladestelle nach einigem Suchen. Das Laden war insofern erschwert, als das Display durch die Gegensonne unleserlich war. Ich musste mir mit zwei Blättern von meinem mittelgroßen Notizblatt einen Schatten machen. Dann musste ich mit dem Zeigefinger tippen. Zuerst auf das Display überhaupt, dann musste ich jenes Kabel antippen, das ich für meinen Ladevorgang brauche. Gemacht! Und Kabel angesteckt auf beiden Seiten aber, es funktioniert nicht. Warum? Ich probierte ein zweites Mal. Wieder nichts! Daneben lud gerade eine Frau ihren E-Wagen. Diese bat ich um Hilfe. Sie fragte spontan:

„Haben sie auch auf „Start“ gedrückt?“

„Nein! Darauf habe ich vergessen und am geblendeten Display auch kein „Start“ gefunden.“

Wieder zwei Blätter Papier, um mir einen Schatten zu machen. Und siehe da! Der Startpunkt war da und auch leserlich. Ich drückte und der Strom floss. Während der Wartezeit machte ich einen Stadtbummel, natürlich auch in die Kirche.

Weiter ging's nach Villach. Auf dem Weg dahin streikte das autointegrierte Navi. Ich musste das Smartphone zu Hilfe nehmen, auf der ich die App „smatrics“ geladen hatte. Alles ging dann bestens. Während des Ladens ging ich Brot kaufen, dann legte ich mich etwas abseits ins Gras.

Auf ging's nach Mallnitz, die letzten acht Kilometer steil bergauf. Aber diese Ladestelle musste ich anfahren, denn ich war mir nicht sicher, ob ich von Villach bis nach Heiligenblut mit einer Ladung gekommen wäre. In Mallnitz die Überraschung! Zum ersten Mal eine KELAG-Ladestelle. Wird sie funktionieren? Werde ich mit meinem iPhone zurechtkommen? Ohne Scannen mit dem iPhone kein Stromfluss! Und siehe da, es funktionierte alles. Ich besuchte die moderne Pfarrkirche von Mallnitz. Sie hat traumhafte Glasfenster. Dem E-Auto sei Dank. Sonst wäre ich wahrscheinlich nie nach Mallnitz gekommen. Und weiter ging's! Durch die schönen Glasfenster und durch das erfolgreiche Laden gestärkt fuhr ich nach Heiligenblut. Die Ladestelle von KELAG war in Heiligenblut gleich gefunden. Das Laden funktionierte auf Anhieb. Die Passanten schauten neugierig zu und hatten viele Fragen. Dann machte ich einen gemütlichen Spaziergang durch die Ortschaft. Die gotische Kirche war natürlich Pflicht und Bereicherung. Entschleunigung tut gut.

 

 

 

 

 

 

 

Dann ging's los, hinauf zum Hochtor und zum Fuschertörl. Wird der Strom reichen? Ich fuhr langsam, um Strom zu sparen, nicht mehr als 40 bis 50 Stundenkilometer. Das Wetter war prächtig, die Landschaft fast gottvoll. Ich blieb zweimal stehen, um zu fotografieren (Foto rechts mit dem Großglockner im Hintergrund).

Dann bin ich am Hochtor angekommen. Ich gratulierte meinem Glocknerkönig, dem Renault Zoe.

 

 

 

 

Als ich in Heiligenblut wegfuhr, zeigte das Display am Auto 147 km, als ich am Hochtor ankam, immer noch 60 km. Also der Großglockner ist mit dem E-Auto kein Problem. Ich spürte nur einen Wehrmutstropfen, dass ich diesmal den Großglockner nicht mit dem Rad bezwang wie so oft in den letzten 30 Jahren, sondern „nur“ mit dem E-Auto. Dennoch: Es war spannend und schön.

Beim Hinunterfahren lud ich so viel Strom auf, dass ich in Bruck an der Glocknerstraße angekommen Strom für 135 Kilometer wieder zur Verfügung hatte.

Ich wollte am ersten Tag bis Radstadt fahren. Aber dazu muss ich in Bischofshofen dazu laden. Die Ladestelle war leicht zu finden. Ich steckte an. Am Display die Meldung:

„Störung! Bitte telefonieren!“

Aber mein Handy hatte keinen Strom mehr, ich hatte zu viel fotografiert. Was nun? Übernachten und bis morgen warten? Zurück nach St. Johann im Ponggau. Ich wusste, dort gibt es Salzburger Ladestellen, die noch frei zugänglich sind? Zurück wollte ich nicht, denn es war schon Abend. Ich probierte noch einmal und noch einmal. Und siehe da! Es funktioniert auf einmal. Warum, weiß ich nicht. Erfolgsgestärkt machte ich während des Ladens einen flotten Spaziergang. Ich wollte die Gelegenheit nützen, die Sprungschanze von Bischofshofen anzusehen. Doch das dauerte zu lange, denn die Ladestelle lud sehr schnell. Ich fuhr in Richtung Radstadt, die Sonne längst untergegangen. So war es schon finster, als ich ans Ziel kam. Quartier gesucht und bezogen, kleine Jause, Abendspaziergang. Die Folklore-Veranstaltung auf dem Hauptplatz war sehr interessant. Die „Salzburger Schnalzer“ habe ich noch nie live gesehen. Die Kirchtür war schon versperrt.

Nächster Ladeort war Liezen. Auf dem Weg machte ich zweimal Zwischenstopp. Einmal, um mein Auto mit dem majestätischen Grimming im Hintergrund zu fotografieren (s. Foto), und dann, um die mittelalterlichen Fresken in Pürgg zu besichtigen, die ich noch nie gesehen hatte.

 

 

 

 

 

 

 

In Liezen fand ich die Ladestelle nicht sofort (s. Foto). Zweimal fuhr ich daran vorbei. Ich fragte einen jungen Herrn, der vor seinem Auto wartete. Er half suchen.

„Ja haben Sie Zeit?“ fragte ich ihn.

„Kein Problem. Ich habe vor einer Woche diese schwarze Limousine gekauft und heute den Schlüssel eingesperrt. Ich muss sowieso auf den Abschleppdienst warten.“

„Hätten Sie ein E-Auto gekauft, wäre Ihnen das nicht passiert.“ sagte ich frech. Nun, die Ladestelle war wirklich schwer zu finden. Sie war sehr niedrig und daher unauffällig aufgestellt. Das Laden ging klaglos. Auch die Fahrt nach Leoben verlief reibungslos, es war ein leises Dahinkutschieren auf der Autobahn.

In Leoben aufgeladen, komme ich ohne weiteres über den Semmering zur nächsten Ladestelle. Ich möchte aber über das Alpl fahren. So musste ich die Ladestelle von Kapfenberg anfahren, obwohl mir das Handy mitteilte, dass bei dieser Ladestelle gerade bei den Zoe Störungen auftreten. Ich hab es versucht und es ist gelungen. Super. So komme ich leicht übers Alpl nach Dechantskirchen. Denn das Display zeigte mir, dass ich mit dieser Ladung 145 Kilometer fahren kann und bis Dechantskirchen sind es 80 Kilometer. So fuhr ich weg. Und da auf einmal schreibt mir das Display:

„Mit dieser Ladung werden Sie das Ziel nicht erreichen.“

O Schreck! Was mache ich jetzt? Soll ich über den Semmering fahren, das wäre problemlos. Aber ich will die Strecke von Kapfenberg nach Dechantskirchen über das Alpl testen. Also ich riskierte es. Nach meinen Erfahrungen über den Glockner musste ich klaglos in Dechantskirchen ankommen. Übers Alpl fuhr ich sehr langsam, 40 bis 50 Stundenkilometer. Beim Hinabfahren lud ich wieder auf. So geschah es auch von Ratten den Berg hinauf über die Stifting nach Wenigzell. Als ich in Dechantskirchen ankam, zeigte mir das Display, dass ich noch 80 Kilometer fahren könnte. Tolle Erfahrungen gesammelt, die ich nun zusammenfasse:

 

 

Meine Erfahrungen aus der kleinen Österreich-Rundfahrt mit dem Großglockner

 

 

  1. Ladestellen gibt es schon bald genug in Österreich. Bei den schnellen Ladestellen ist die Batterie in einer halben Stunde geladen. Bei längeren Fahrten sind nur Schnellladestellen brauchbar.

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  3. Ohne Navi findet man kaum eine Ladestelle. Zudem sind die Ladestellen nicht selten so angebracht, dass man sie nicht schnell findet. Alle Ladestellen brauchen einen Blickfang, so groß und deutlich, dass er in einer Entfernung von 100 Meter zu sehen ist.

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  5. Leider ist der Zugang zu den Ladestellten je nach Stromanbieter verschieden. Das ist noch ein großes Manko: Der Verbund hat viele Ladestellen in Österreich. Man ladet mittels einer Karte. Die kostet € 14,00.- im Monat. Mit Hilfe der Ladestellen vom Verbund (smatrics) komme ich auf der Autobahn spielend vom Neusiedler See bis zum Bodensee, von Wien bis Klagenfurt.

    Will man aber beispielsweise über den Großglockner fahren, brauche ich die Ladestellen von KELAG. Dazu ist einiges erforderlich! Man muss bei KELAG – bis 11.Juli war das Laden bei KELAG gratis – ein Autorstromkunde werden. Dazu muss man per E-Mail ansuchen. Dann bekommt man eine App, eine Contract-ID und einen PIN. Dies alles muss im Handy installiert werden. Damit muss die KELAG-Ladestelle gescannt werden und erst dann fließt der Strom. Ohne Smartphone geht nichts. Grundpreis pro Monat € 5,40.-.

    Die Ladestellen von den Steirischen Stromanbietern und auch anderen Landesstromanbietern sind noch gratis zugänglich. Aber es ist anzunehmen, dass alle Landesstromanbieter eigene Zugangs- und Bezahlungssysteme haben werden. Wenn ich dann quer durch Österreich fahren will, brauche ich neun verschiedene Systeme für den Zugang zu den Ladestellen und deren Bezahlung (Monatsbeitrag plus minimale Stromkosten). Dann wird das Fahren mit E-Autos kompliziert und teuer, also eher abstoßend als einladend.

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  7. Schlussfolgerung: Den Stromanbietern muss was Gscheites einfallen. Das Fahren mit E-Autos auf Österreichs Straßen und international wird erst attraktiv, wenn alle Ladestellen auf Durchzugsstraßen Schnellladestellen sind und man bei allen Stromanbietern mit „einer“ Karte laden kann. Bis dahin ist alles zu langsam und zu kompliziert. Aber in einigen Jahren wird es soweit sein, wenn die maßgeblichen Stellen sich einigen.

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  9. Wenn man Bergstraßen moderat fährt, braucht man wenig Strom. Ein Drittel davon kann beim Bergabfahren wieder zurückgewonnen werden.

    Beispiel Großglockner: Ich bin in Heiligenblut weggefahren. Der Tacho zeigte, dass ich mit dem geladenen Strom 147 Kilometer fahren kann. Oben auf 2504 Meter am Hochtor angelangt konnte ich noch 60 Kilometer fahren. Nach 22 Kilometer Abfahrt nach Fusch zeigte der Tacho, dass ich wieder 135 km fahren kann.

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  11. Für meine kleine Österreichrundfahrt mit 794 Kilometer brauchte ich 92 Kilowatt. Das sind ca. € 18.-.

 

 

Technische Daten

 

 

Der Renault Zoe hat eine Batterie mit maximal 22 kWh Speicherkapazität. Er ist ein kleiner Elektroflitzer, hat allerdings nur 43 kW Dauerleistung. Das entspricht 59 PS. Es können aber kurzfristig bis zu 88 PS abgerufen werden. Zoe ist ein griechisches Wort und heißt Leben.

Das Auto legt einen tollen Start hin, ist auch auf dem Berg rasant. Nur braucht es dabei viel Strom.

Im Normalfall fährt das Auto im Sommer ca. 140 km, im Winter eher nur ca. 110 km.

 

Kosten:

Anschaffung: Ca. € 21.000,-. Förderung bis zu € 4.000,- durch „klima & aktiv“ vom Lebensministerium möglich. Allerdings muss beim Renault die Batterie gemietet werden, und dies kostet monatlich € 79.-.

Ökologisch sinnvoll ist ein E-Auto vor allem, wenn man Ökostrom tankt, noch besser, wenn man den Strom selbst durch eine Photovoltaikanlage erzeugt.

Ökonomisch sinnvoll ist es, wenn man täglich viel fährt. Denn die Energiekosten sind beim E-Auto um zwei Drittel billiger als beim Dieselfahrzeug oder beim Benziner.

 

 

Wolfgang Fank, am 07.September 2016