Am Sonntag, dem 04.Oktober 2015 hatten wir ein wunderschönes „Fest mit den Tieren“. Es war der Tag des hl. Franziskus und zugleich ein Sonntag. Zudem haben wir heuer in der Pfarre die „Artenvielfalt“ zum Thema. So luden wir zu einem Fest mit den Tieren ein. Der Pfarrgottesdienst fand im Freien statt. Beim sog. Einzug ging ein Ministrant mit einem Hund voraus, dann folgten Ministranten mit Ziegen und Kälber. Dann folgte der Pfarrer mit einem Esel und schließlich zwei MinistrantInnen auf den Pferden ihrer Eltern. Bei der Begrüßung begründete Herr Pfarrer, warum er mit einem Esel eingezogen sei so: „Gleich und gleich gesellt sich gern!“ Volles Gelächter. „Aber,“ so ergänzte er „aber der Esel ist ein liebes Vieh, nicht wahr? Also gleich und gleich gesellt sich gern.“ Bei der Predigt wies Herr Pfarrer auf die vielfältigen Gefährdungen der Tierarten hin. Zum Beispiel in der Steiermark: „Wo früher 100 Schmetterlinge von einer Blume zur anderen flatterten, sind es jetzt nur mehr zwei.“ Dann aber sprach er von der positiven Wirkung auf den Menschen, wenn er schöpfungsfreundlich handelt. „Wenn du der Schöpfung Gutes tust, tust du dir selbst Gutes.“ Herr Pfarrer zitierte in diesem Zusammenhang auch aus der neuen Enzyklika des Papstes: „Der sorgsame Umgang mit der Schöpfung gibt uns das Gefühl der eigenen Würde zurück, führt uns zu einer größeren Lebenstiefe und schenkt uns die Erfahrung, dass das Leben in dieser Welt lebenswert ist.“ (Laudato si, Nr. 212)

 

 

 

 

 

 

 

Die Predigt des Pfarrers

 

 

Liebe Schwestern! Liebe Brüder!

 

Heute (04.10.2015) ist der Tag des hl. Franziskus, dem Patron der Tiere. Heute ist auch Sonntag. Und wir in der Pfarre haben Artenvielfalt zum Jahresthema. Können wir heute die Tiere, die Menschen und Gott näher zusammenbringen. Alles geht von Gott aus und kehrt zu Gott zurück. Auch die Tiere!

Artenvielfalt ist erstaunlich groß:

Verena Winiwarter, die Wissenschaftlerin und Umwelthistorikern des Jahres 2014, schreibt in ihrem Buch „Geschichte unserer Umwelt“ auf Seite 159 folgendes:

„Wie viele Arten es gibt, ist nicht genau bekannt. Eine jüngere Schätzung geht von etwa 8,7 Millionen aus (Bakterien sind nicht mit erfasst). Etwa 2,2 Millionen leben im Meer. Die Wissenschaft kennt derzeit etwa 1,2 Millionen Arten.“

Nun aber sind viele Arten bedroht.

Wie verhält der Mensch sich der Natur gegenüber? Heute besonders, was die Tiere betrifft? Durch die Menschen ist vieles bedroht, was Gott geschaffen hat: das Klima, die Tiere und die gesamte Vegetation.

Ein paar Beispiele:

Viele Arten sind bedroht:

  • Fischbestand der Ozeane ist überfischt. Die Gier des Menschen macht es möglich. Die Ozeane sind verseucht nicht nur durch Plastik und Erdöl, sondern durch ca. eine Million Tonnen giftiger Chemiewaffen, durch 100.000 Tonnen radioaktiven Müll.

  • Das Wild ist durch den Straßenverkehr bedroht. 14.000 Verkehrsunfälle, 7.000 Rehe werden dadurch abgeschossen. Ins unserer Gegend ca. 30% des Wildbestandes.

  • Die Bienen sind bedroht. Laut einer wissenschaftlichen Untersuchung in den USA hängt ein Drittel der weltweiten Nahrungsmittel mit den Bienen zusammen.

  • Schmetterlinge sterben weg: Wo früher 100 bunte Schmetterlinge flatterten, sind es heute nur mehr zwei.

Laut aktuellem Umweltbericht sind in Österreich rund 80% der Tiere und Pflanzenwelt in einem „ungünstigen Erhaltungszustand, 35% davon sind ernsthaft gefährdet.“ (Kleine Zeitung, 07.07.2014)

Aus einer Radiokollegsendung vom 12.April 2010:

„Man schätzt, dass schon jetzt weltweit pro Tag 150 Tier- und Pflanzenarten aussterben und damit unwiederbringlich verloren sind. Die meisten würden wir auf den ersten Blick vermutlich nicht vermissen. Doch die Natur funktioniert ähnlich wie ein Kartenhaus: Einzelteile bauen aufeinander auf. Fällt eine Karte heraus, kann das gesamte Gebilde ins Wanken geraten.“

Neue Sicht gegenüber den Tieren bahnt sich an.

Bei halb öffentlichen Gastmählern fällt mir auf, dass immer wieder junge Leute dabei sind, die kein Fleisch essen. Fragt man sie warum, kommen unterschiedliche, aber klare antworten. Der eine, die eine sagt: „Ich möchte nicht, dass meinetwegen ein Tier getötet wird.“ Andere sagen: „Die Fleischproduktion belastet das Klima. 40% aller weltweiten CO2-Emissionen werden von der Landwirtschaft verursacht, vor allem von der langen Kette der Fleischproduktion.“ Andere sagen, und zu denen zähle auch ich mich: „Ich lebe aus ökologischen Gründen fleischlos, aber wenn schon Fleisch, dann von den einheimischen Bauern.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Tier hat nicht nur einen Nutzwert, es hat einen Wert in sich, eine Würde. Tiere sind auch Gottes Lieblinge, werden auch einmal teilhaben an der Herrlichkeit der Söhne und Töchter Gottes. „Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes.“ (Röm. 8,21)

 

 

Diese neue Sicht der Tiere hebt der Papst in seiner Umweltenzyklika immer wieder hervor.

Darin zitiert der Papst den Patriarchen Bartholomäus: „Es ist unsere bescheidene Überzeugung, dass das Göttliche und das Menschliche einander begegnen in den kleinsten Details des nahtlosen Gewandes der Schöpfung Gottes, sogar im winzigsten Staubkorn unseres Planeten. (Laudato si, Nr. 18)

Der Papst stellt den hl. Franziskus als Vorbild hin: „Franziskus ist das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte ganzheitlich Ökologie.“ (Laudato si, Nr. 10)

Die Reaktion des hl. Franziskus „war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch die Bande zärtlicher Liebe.“ (Laudato si, Nr. 11)

Der Papst möchte unser Öko-Auge schärfen. Und das tut nach Meinung des Papstes auch unserer Seele gut.

Der sorgsame Umgang mit der Schöpfung „gibt uns das Gefühl der eigenen Würde zurück, führt uns zu einer größeren Lebenstiefe und schenkt uns die Erfahrung, dass das Leben in dieser Welt lebenswert ist“. (Laudato si, Nr. 212)

Amen! So sei es!