Letztes Update:
18.11.2021
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Wir haben in der Pfarre Artenvielfalt als Schwerpunkt unserer Arbeit im Jahre
2015 beim Arbeitskreis Schöpfungsverantwortung. Wir haben bereits einige Vorträge veranstaltet: Ing. Hans Kandler
„Klimawandel und Gerechtigkeit – Wer zahlt die Zeche?“
am 9.Februar und Mag. Emerich Trummer von Natura 2000
„Artenvielfalt und deren Bedrohungen“
am 19.März.
Und am Sonntag, dem 19.April, haben wir ein großes Insektenhotel nach dem Pfarrgottesdienst feierlich eröffnet.
Kindergartenkinder haben in den Tagen davor 400 Papiersäckchen bemalt und mit Blumensamen befüllt und diese nach dem Kirchgang
an die Leute ausgeteilt. Jugendliche mit den Mitgliedern des AK Schöpfungsverantwortung unter der Leitung von Roman Zinggl haben auf dem Kirchhof ein Insektenhotel errichtet.
Dieses haben wir nach dem Pfarrgottesdienst feierlich eröffnet.
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Bei der Predigt ging es um die Artenvielfalt.
Hier die Predigt von Pfarrer Wolfgang Fank in voller Länge.
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„Liebe Schwestern! Liebe Brüder! Liebe Kinder!
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Vor einem Monat haben wir einen Umweltpreis erhalten, der von der Landesregierung ausgeschrieben wurde.
Energy Globe Styria Award heißt der Preis auf gut Steirisch. In unserer Kategorie sind wir zweite geworden. Die ersten drei sind in der Aula der Alten Universität in Graz
vorgestellt worden. Als wir an die Reihe kamen, wunderte sich der Moderator und sagte:
„Ich hab geglaubt, die Kirche ist für den Himmel zuständig.“
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Wir in unserer Pfarre sind schon längst überzeugt, dass auch die Kirchen und die einzelnen Christinnen und Christen
Verantwortung für die Schöpfung haben: Ehrfurcht vor der Gabe Gottes einerseits, aber andererseits vor allem auch aus Verantwortung den kommenden Generationen gegenüber.
Wir dürfen ihnen nicht eine ruinierte, ausgebeutete, vergiftete Erde überlassen.
So haben wir in unserer Pfarre
in den letzten 15 Jahren schon viele Aktivitäten unternommen,
die Nachhaltigkeit zum Thema hatten.
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Auch heuer haben wir wieder einen Schwerpunkt und zwar
die Artenvielfalt.
Eine spannende Sache ist das!
Wie viele Arten gibt es überhaupt auf der Erde? Und wie viele bzw. welche sind bedroht?
In einer Sendung
Universum
im Jahr 2009 hat es geheißen:
„Die Zahl der Lebensformen ist kaum vorstellbar! Die Schätzungen schwanken
zwischen 6 Millionen und 100 Millionen Arten von Tieren weltweit. Niemand weiß, wie viele Tierarten es gibt. Aber überall wo man hinschaut ist Leben.“
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Heute nimmt man an, dass es an die 10 Millionen Arten geben wird. Ein Zehntel davon sind Pflanzenarten.
Insgesamt sind erst 1,7 Millionen Arten wissenschaftlich erforscht. Wenig weiß man noch über die Insekten, Pilze, Flechten und Mikroorganismen. Die meisten Arten leben
im Urwald.
„Die Tropen beherbergen zwischen 50 und 75% aller Arten. Ein Hektar Regenwald kann
beispielsweise 42.000 Insektenarten und 1.500 Pflanzenarten beherbergen, davon alleine 750 verschiedene Baumarten“ (Biologische Vielfalt, online).
Regenwälder liefern bis zu 80.000 essbare Pflanzen.
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In Österreich
findet man viel weniger Arten. Aber vergleichsweise mit anderen mitteleuropäischen Staaten steht unsere
Alpenrepublik gut da. Es gibt über 45.000 Arten in Österreich. Fische z. B. sind mit 84 Arten vertreten, Säugetiere mit 101 Arten, Vögel mit 242 Arten.
Die weitaus größte Gruppe bilden die Insekten. Davon gibt es in Österreich 36.000 Arten.
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Nun aber sind viele Arten bedroht.
In einer Radiokollegsendung vom 12.April 2010 hat es geheißen, wörtlich:
„Man schätzt, dass schon jetzt weltweit pro Tag 150 Tier- und Pflanzenarten aussterben und damit
unwiederbringlich verloren sind. Die meisten würden wir auf den ersten Blick vermutlich nicht vermissen. Doch die Natur funktioniert ähnlich wie ein Kartenhaus:
Einzelteile bauen aufeinander auf. Fällt eine Karte heraus, kann das gesamte Gebilde ins Wanken geraten.“
Die Kleine Zeitung berichtet am 07.Juni 2014:
„Laut dem aktuellen Umweltbericht sind in Österreich rund 80 % der Tier und Pflanzenwelt
in einem ungünstigen Erhaltungszustand… 35% sind ernsthaft gefährdet.“
Ist es Zufall oder ist es Fügung? In der heutigen Kleinen Zeitung ist auf der Titelseite
ein wunderschöner Schmetterling zu sehen und darüber der Text:
„Das Sterben der Schmetterlinge. Sie verzaubern uns mit Farbreichtum und Anmut – und doch ist der Mensch
ihr größter Feind: Das tragische Schicksal der Schmetterlinge.“
Auf einer der Innenseite steht zu lesen:
„Wir haben heute nur noch ein Zweihundertstel der Schmetterlinge, die es um 1900 gab.“
Mag. Trummer hat vor einem Monat einen interessanten Vortrag im Pfarrsaal gehalten. Da hat er gesagt:
„Artensterben hat es immer gegeben, jetzt aber in der 1000-fachen Geschwindigkeit.“
Wer gefährdet sie?
Da gibt es viele Gründe. Der eine Grund ist der
Klimawandel.
Starkniederschläge und dann wieder Dürreperioden, versalzene Böden, neue Krankheiten und Schädlinge setzen
besonders den Pflanzen zu. Die Erwärmung der Ozeane zerstört die Lebensgrundlage der Korallen, usw.
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Ein anderer Grund ist
die industriell geführte chemieintensive Landwirtschaft.
Die gibt es in Nordamerika auch in einigen Staaten Europas und Asiens. Und dahinter die wenigen
ganz großen Konzerne, die die Welt mit Saatgut und der dazugehörenden Chemie beherrschen. Zu diesem Problem schreibt Verena Winiwarter in ihrem Buch
„Geschichte unserer Umwelt“
auf Seite 56:
„In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts setzten international agierende Unternehmen
wenige Hochleistungssorten in vielen Regionen der Erde durch. Einheimische Sorten wurden so verdrängt. Drei Viertel der Kulturpflanzen gingen verloren.“
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Zum Glück gibt es Gegenmaßnahmen.
Wissenschaftler legen Saatgut-Banken an. Es gibt elf große weltweit. z. B. Philippinen, Indien,
Peru, Mexiko, Kenia. Eine kleine Saatgut-Bank gibt es auch in Linz. Dort werden 4.500 Sorten aufbewahrt. So versuchen Wissenschaftler, die Vielfalt der Nahrungsmittelpflanzen
für die künftigen Generationen zu bewahren.
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Bei uns in Österreich
schaut es viel besser aus, als beispielsweise bei den Großbauern in der ehemaligen DDR oder in den USA.
Unsere Landwirtschaften sind kleinstrukturiert. Die meisten sind bestrebt, Grund und Boden nachhaltig zu bewirtschaften. Wenngleich es auch in Österreich Flächen gibt,
deren Flüsse bis zu 40 chemische Stoffe enthalten.
Wir in der Steiermark haben viele Biobetriebe:
„3.445 Betriebe bewirtschaften auf 68.700 Hektar rund 20% der landwirtschaftlichen Fläche
der Steiermark.“
Andere versuchen so naturnah wie möglich zu wirtschaften.
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Auch die EU tut da was Gutes. Es wurden
Natura 2000 Regionen
eingeführt. In der Steiermark gibt es 41 solche Regionen. Es sollen in den nächsten Jahren
nochmals so viele dazu kommen. Da gibt es jeweils einen vom Land angestellten Fachmann, der die Bevölkerung berät, was sie tun sollen und können, um die Artenvielfalt zu erhalten.
Der für uns zuständige Fachmann Mag. Trummer hat vor einen Monat einen interessanten Vortrag im Pfarrsaal gehalten.
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Auch gibt es, von der EU und vom Lebensministerium empfohlen, die Möglichkeit am sog. ÖPUL teilzunehmen.
ÖPUL = Österreichisches Programm für umweltgerechte Landwirtschaft
Da geht es um umweltgerechtes Wirtschaften zur Förderung der Artenvielfalt. Da geht es um Verzicht von Fungiziden.
Da geht es um Anbau von seltenen Kulturpflanzen. Da müssen die Bauern gewisse Prozente der Fläche ausweisen, die nur einmal oder zweimal im Jahr
gemäht werden dürfen, damit die Blumen wachsen können und die vielfältigen Arten von Insekten und Kleintieren Nahrung finden.
Ein wichtiges Beispiel ist die Biene.
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Und wir, liebe Schwestern, liebe Brüder, liebe Jugendliche und liebe Kinder, wir laden auch ein,
zur Erhaltung der Artenvielfalt was beizutragen.
Es wird heute ein großes, überraschend schönes Insektenhotel feierlich enthüllt werden,
unter Trompetenklang von zwei Ministrantinnen. Da haben Kinder, Jugendliche und Erwachsene und vor allem der AK Schöpfungsverantwortung mitgewirkt.
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Die Kindergartenkinder haben Papiersäckchen bemalt, 400 Stück, sie mit Blumensamen befüllt und die werden
sie heute an den Kirchtüren austeilen mit der Bitte, den Blumensamen irgendwo im Garten, oder wo es möglich ist anzusäen.
Manche werden sich vielleicht fragen:
„Ist das wohl was G'scheit's? Ein Eckerl bloß im Garten mit Blumen? Hilft das den Insekten?
Dazu möchte ich wieder aus der heutigen Kleinen Zeitung zitieren. Da sagt Prof. Dr. Johannes Gepp,
der Insektenspezialist vom steirischen Naturschutzbund, ich zitiere:
„Man könnte in seinem Garten möglichst viele verschiedene, heimische Pflanzen beheimaten.
Man könnte auch ein Eck Wildnis mit einer Blumenwiese dulden…“
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Also, liebe Schwestern, liebe Brüder. Machen wir was G'scheit's. Amen.“
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